Selbsthosting macht Spaß – bis der Tag kommt, an dem etwas kaputtgeht. Dann entscheidet sich, ob du gelassen bleiben kannst oder hektisch Foren durchsuchst. Und genau hier zeigt sich der wahre Wert eines guten Backup-Konzepts.

In diesem Artikel schauen wir uns an, wie du Unraid verlässlich sicherst und im Ernstfall wiederherstellst. Egal, ob du noch am Anfang stehst oder schon seit Jahren einen Home Server betreibst: Ein durchdachtes Backup-System gibt dir die Freiheit, neue Dinge auszuprobieren – ohne das mulmige Gefühl, etwas Unwiederbringliches zu verlieren.

Warum Backups in Unraid so wichtig sind

Unraid ist flexibel, modular und erstaunlich fehlertolerant. Das macht es zu einer großartigen Plattform für Docker-Container, VMs und NAS-Funktionen. Aber:

  • das USB-Boot-Drive kann ausfallen,
  • ein Docker-Container kann sein komplettes Appdata verlieren,
  • eine Platte kann sterben,
  • und manchmal passiert schlicht ein Bedienfehler.

Ohne Backup bedeutet das: Stress.
Mit Backup? Zwei Klicks – und du bist wieder da, wo du warst.

Was du in Unraid unbedingt sichern solltest

Viele unterschätzen, wie verteilt die wichtigen Daten in Unraid liegen. Hier eine klare Liste, was wirklich zählt:

1. USB-Boot-Drive

Es enthält die komplette Unraid-Konfiguration:

  • Lizenz
  • Netzwerk- und Shares-Konfiguration
  • Benutzer, Passwort, SMB-Einstellungen
  • VM- und Docker-Grundeinstellungen

Wenn das Boot-Drive ausfällt, startet dein Server nicht mehr wie gewohnt.

2. Appdata für Docker-Container

Hier liegen alle Einstellungen deiner Anwendungen:

  • Plex-Datenbank
  • Nextcloud-Konfiguration
  • Immich-Uploads
  • Home-Assistant-States
    … und alles andere, was du mit Docker machst.

Das Appdata-Verzeichnis ist das Herz deiner Self-Hosting-Welt.

3. Virtuelle Maschinen

Wenn du VMs nutzt, sichere unbedingt:

  • die virtuellen Festplatten (vdisks)
  • die VM-XML-Templates

4. Wichtige Benutzer-Daten

Auch wenn Unraid Parity nutzt, ersetzt Parity kein Backup.
Es schützt nur vor einzelnen Plattenausfällen – nicht vor:

  • versehentlichen Löschungen
  • Ransomware
  • Dateikorruption
  • logischen Fehlern

Welche Backup-Strategie wirklich funktioniert

Ein gutes Backup hat drei Eigenschaften:

  1. Automatisch – denn manuelle Backups macht niemand zuverlässig.
  2. Versioniert – um Fehler oder Löschungen rückwirkend zu korrigieren.
  3. Off-Server – Backups gehören nicht auf dasselbe System wie die Originale.

Für Unraid bieten sich folgende Wege an:

Backup-Möglichkeiten in Unraid

1. Unraid My Servers (USB-Backup)

Unraid bietet ein integriertes Cloud-Backup deines USB-Drives.

Vorteile:

  • komfortabel
  • automatisiert
  • sicherer Cloud-Speicher

Nachteile:

  • nur USB-Drive, nicht Appdata
  • Cloud-Abhängigkeit

Für viele ein guter Basisschutz.

2. Appdata Backup / Restore Plugin

Eines der wichtigsten Unraid-Plugins überhaupt.

Damit kannst du:

  • vollständige Appdata-Backups erstellen
  • Backups täglich/wöchentlich automatisieren
  • zu einem beliebigen Zeitpunkt wiederherstellen

Speicherziel:
lokal oder auf entfernte Shares (z.B. über SMB oder NFS).

3. rsync / rclone / Syncthing

Für Benutzer, die etwas mehr Kontrolle möchten.

rsync

  • ideal für lokale Backups auf ein anderes NAS oder Server

rclone

  • perfekter Upload in Cloud-Speicher wie Backblaze B2 oder S3

Syncthing

  • dezentral und ohne zentrale Cloud, perfekt für FOSS-Freunde

Damit lassen sich:

  • Appdata
  • VM-Images
  • Nutzer-Daten
    vollautomatisch sichern.

4. Backups auf ein zweites Gerät / Server

Die wohl stabilste Lösung: Ein zweites Unraid-System oder ein kleines Raspberry-Pi-NAS als Ziel.

Warum?
Weil physische Trennung die beste Versicherung ist.

Wie du Backups im Ernstfall wiederherstellst

Ein Backup ist nur so gut wie dessen Restore-Prozess. Unraid macht dir das jedoch angenehm einfach.

Szenario 1: USB-Drive kaputt

  1. Unraid neu herunterladen
  2. Lizenz key einspielen (automatisch über Unraid oder lokal gesichert)
  3. Backup draufspielen
  4. Server booten
    → Das System ist wie vorher.

Szenario 2: Docker-Appdata beschädigt

  1. Docker stoppen
  2. Plugin „Appdata Backup/Restore“ öffnen
  3. Backup auswählen
  4. Wiederherstellen
    → Container starten wieder wie gewohnt.

Szenario 3: Eine Festplatte fällt aus

Unraid zeigt dir klar an, welche Disk ausgefallen ist.
Mit Parity kannst du eine neue Platte einbauen und Unraid stellt automatisch wieder her.

Empfohlene Praxis für langfristige Sicherheit

Wenn du ein Setup willst, das selbst Hosting-Enthusiasten mit jahrzehntelanger Erfahrung nutzen, nimm diese Regel:

3–2–1-Regel für Backups

  • 3 Kopien deiner Daten
  • 2 verschiedene Speicherorte
  • 1 extern/offsite

In Kombination mit Unraid bedeutet das:

  • USB-Drive automatisch sichern
  • Appdata täglich versioniert sichern
  • Benutzer-Daten regelmäßig an ein externes System spiegeln
  • Optional: zusätzlich Offsite per rclone

Damit kannst du mutig neue Container ausprobieren, Upgrades testen oder ganze Anwendungen umziehen – ohne Angst vor Datenverlust.

Fazit: Sichere Backups geben dir Freiheit

Backups sind kein lästiger Pflichtpunkt, sondern deine Eintrittskarte in eine entspannte Self-Hosting-Welt. Unraid bietet dir alles, was du brauchst — du musst es nur nutzen.

Wenn du dir einmal Zeit nimmst, ein zuverlässiges Backup-System aufzubauen, wirst du dich später hundertmal dafür bedanken. Und plötzlich macht das Ausprobieren neuer Tools, Docker-Setups oder VMs wieder richtig Spaß.