Trash Guides, Best Practices, empfohlene Setups – sie sind aus der Welt des Selfhostings nicht wegzudenken. Und das ist auch gut so: Sie helfen dabei, Ordnung ins Chaos zu bringen, geben einsteigenden Orientierung und sorgen dafür, dass viele Setups auf Anhieb funktionieren.

Aber was, wenn die „Best Practice“ gar nicht zu deiner Infrastruktur passt? Wenn du feststellst, dass das, was „alle so machen“, bei dir mehr Probleme schafft als löst?

Zeit also, genauer hinzusehen – und ein bisschen zu hinterfragen, was wirklich Best ist.

Die „Trash Guide“-Empfehlung: Alles in einem Share

Wenn du dich schon einmal mit dem Thema Sonarr, Radarr, Prowlarr & Co. beschäftigt hast, bist du sicher über die Trash Guides gestolpert. Dort wird empfohlen, alle Medieninhalte – also Filme, Serien und Co. – in einem einzigen Unraid Share zu halten, zum Beispiel /mnt/user/media/.

Darunter wird dann einfach mit Unterordnern gearbeitet, also etwa:

/mnt/user/media/movies/
/mnt/user/media/tv/
/mnt/user/media/music/

Diese Struktur hat handfeste Vorteile:

  • Instant Moves – fertig heruntergeladene Inhalte müssen nicht mehr verschoben werden, da Quelle und Ziel auf demselben Share liegen.
  • Torrent-Kompatibilität – besonders wichtig, wenn du Inhalte seedest, da das Verschieben sonst den Torrent-Client aus dem Tritt bringen kann.
  • Einfachere Pfadverwaltung – viele Indexer, Downloader und Organizer erwarten genau diese Struktur.

Kurzum: Diese Methode ist bewährt, stabil und kompatibel – aber eben nicht immer optimal.

Die Alternative: Ein Share pro Medientyp

Ich habe mich irgendwann gefragt: Warum eigentlich alles in einen Share packen?
Gerade unter Unraid hat jeder Share eigene Einstellungen für Split-Level, Caching, Disk-Zuweisung und Spindown-Verhalten – und diese Flexibilität lässt sich gezielt nutzen.

Darum arbeite ich heute lieber so:

/mnt/user/movies/
/mnt/user/tvshows/
/mnt/user/music/

Also: ein Share pro Medientyp.
Das ist auf den ersten Blick unpraktischer – vor allem, wenn du mit Torrents arbeitest. Instant Moves? Fehlanzeige. Dafür bekommst du aber ganz andere Vorteile, die für viele Unraid-Nutzer:innen schwerer wiegen.

Warum diese Struktur für Unraid oft effizienter ist

Wenn du meine Artikel über Split Levels und das Disk Space Management Plugin kennst, weißt du, worauf ich hinauswill:

Unraid arbeitet nicht wie ein klassisches RAID, sondern mit einzeln ansprechbaren Festplatten. Das ist einer der größten Vorteile – aber nur, wenn man diese Kontrolle auch nutzt.

Ein eigener Share pro Inhaltstyp erlaubt dir:

  • Gezielte Disk-Zuweisung – z. B. alle Filme auf HDD1–2, Serien auf HDD3–4.
  • Effizientes Spindown-Verhalten – Serienplatte schläft, während du nur Filme streamst.
  • Optimierte Split Levels – Serien bleiben sauber zusammen, keine zerrissenen Staffeln.
  • Bessere Übersicht – besonders, wenn du regelmäßig aufräumst oder Daten manuell verschiebst.

Gerade für Usenet-Setups, bei denen Instant Moves keine große Rolle spielen, funktioniert dieses Modell hervorragend. Der Download läuft ins Cache-Drive, die Post-Processing-Skripte verschieben die fertigen Dateien anschließend automatisch in den passenden Share. Und das ganz ohne Nachteile.

„Aber das ist doch nicht Best Practice?!“

Stimmt – aber Best Practice heißt eben nicht Only Practice.
Was für große Seedbox-Setups oder Shared Environments sinnvoll ist, muss für dein Home Lab nicht das Maß der Dinge sein.

Selfhosting bedeutet Freiheit. Und diese Freiheit schließt auch ein, Wege zu gehen, die nicht in jedem Guide stehen. Wichtig ist nur, dass du verstehst, warum du dich für eine bestimmte Struktur entscheidest – und welche Kompromisse du dafür eingehst.

Am Ende zählt: Dein Setup muss zu deiner Hardware, zu deinem Nutzungsverhalten und zu deinem Workflow passen. Nicht umgekehrt.

Fazit: Dein System, deine Regeln

„Trash oder Treasure?“ – das liegt immer im Auge des Betrachters.
Die Trash Guides sind großartig, und viele ihrer Empfehlungen sind Gold wert.
Aber manchmal ist das, was für andere „Trash“ ist, für dich vielleicht genau der richtige Weg.

Wenn du also Unraid nutzt und deine Medienstruktur klarer, energieeffizienter und nachvollziehbarer gestalten willst, lohnt sich ein Blick auf die Alternative mit getrennten Shares.

Sie ist vielleicht nicht die schnellste Lösung – aber sie ist oft die nachhaltigere.

Weiterführend:

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