Wer schon einmal neben einem Server gearbeitet, geschlafen oder einfach nur im selben Raum gesessen hat, kennt es: dieses konstante Surren der Festplatten. Erst kaum wahrnehmbar, später allgegenwärtig.

Doch es geht dabei nicht nur um die Ohren – auch Energieverbrauch, Kosten und Laufwerksverschleiß spielen eine Rolle. Genau hier setzt der HDD Spindown an. Und Unraid bringt alles mit, um das zuverlässig umzusetzen – wenn man weiß, wo man klicken muss.

Was bedeutet HDD Spindown überhaupt?

Beim Spindown versetzt Unraid deine Festplatten nach einer festgelegten Inaktivitätszeit in den Ruhezustand. Der Motor stoppt, die Platten stehen still.
Das spart Energie, reduziert mechanischen Verschleiß und sorgt für wohltuende Stille im Home Lab.

Gerade in Europa, wo Strompreise im internationalen Vergleich hoch sind, macht sich das schnell bemerkbar. Eine 24/7 laufende Festplatte zieht im Jahr leicht 5–10 € Stromkosten – pro Laufwerk. Bei mehreren HDDs summiert sich das, und der Spindown kann also nicht nur Ruhe, sondern auch bares Geld bringen.

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In meinem eigenen Setup zeigt sich das sehr deutlich:
Wenn alle Platten laufen und die CPU etwa 50 % Auslastung hat, liegt der Gesamtverbrauch bei rund 200–220 W Dauerlast.

Sind dagegen alle HDDs im Spindown, sinkt der Verbrauch bei gleicher CPU-Last auf 115–125 W.

Das entspricht also rund 5–10 W pro Platte – ein Unterschied, der sich auf die Stromrechnung über das Jahr hinweg klar bemerkbar macht.

So richtest du den Spindown in Unraid ein

Unraid macht es dir leicht – der Spindown ist direkt im System integriert.
So gehst du vor:

  1. Öffne das “Main”-Tab in der Unraid-Weboberfläche.
  2. Klicke auf den Namen der Festplatte, z. B. Disk2 – das bringt dich direkt zu den Einstellungen dieser Platte.
  3. Scrolle nach unten bis zum Punkt “Spin down delay”.
    Standardmäßig steht hier Use default.
  4. Möchtest du einen individuellen Wert setzen, kannst du hier die Inaktivitätszeit in Minuten auswählen.

Der Default-Wert selbst wird global in den Disk Settings festgelegt.
Dazu gehst du auf:
Settings → Disk Settings → Default spin down delay.

Hier kannst du die generelle Spindown-Zeit für alle Laufwerke bestimmen, die auf Use default stehen.

Wenn der Spindown nicht funktioniert

Manchmal klappt der Spindown nicht wie erwartet – und die Platten drehen fröhlich weiter.
Die häufigsten Ursachen:

  • Docker-Container oder Plugins greifen regelmäßig auf das Array zu (z. B. Plex, Krusader oder Tautulli).
  • System- oder Plugin-Logs werden auf den Array-Disks statt auf dem Cache gespeichert.
  • Docker- oder VM-Images liegen auf einer HDD, anstatt auf einer SSD im Cache-Pool.
  • Überwachungs-Tools wie File Activity, Dynamix Cache Directories oder Backup-Skripte greifen auf Dateien zu.

Ein nützliches Tool ist das Plugin “File Activity” – es zeigt dir, welche Dateien zuletzt von welcher Platte gelesen oder beschrieben wurden. Damit lässt sich meist schnell herausfinden, was den Spindown blockiert. (Mehr dazu in einem anderen Beitrag)

Best Practices für ruhige Laufwerke

  1. Cache nutzen
    Lege Docker-Container, Appdata und VM-Images auf deine SSDs. Das sorgt nicht nur für Performance, sondern entlastet auch deine HDDs.
  2. Spindown-Zeit mit Bedacht wählen
    Zu kurze Zeiten führen zu häufigem Auf- und Abspulen der Platten – zu lange verhindern Energiesparen.
    Ein Wert zwischen 30 und 60 Minuten ist für die meisten Setups ideal.
  3. Logs und temporäre Dateien auslagern
    Prüfe, dass alle Systemlogs und Plugin-Daten auf den Cache schreiben.
  4. Aktivität beobachten
    Nutze “File Activity” oder die integrierte Anzeige im Main-Tab, um zu sehen, welche Platten aktiv sind.
  5. Manueller Test
    Über das Main-Tab kannst du Platten manuell “spindownen” – ein guter Test, ob alles korrekt funktioniert.

Kontrovers, aber sinnvoll?

Der Spindown ist ein Thema, über das sich die Community gerne uneins ist.
Manche sind der Meinung, dass häufiges An- und Abschalten die Lebensdauer der Platten verringert.

Andere – und dazu zähle auch ich mich – sehen es pragmatischer: Der geringe zusätzliche Stress durch ein gelegentliches Hochfahren steht in keinem Verhältnis zur Energieeinsparung und Ruhe, die man gewinnt.

Zumal viele moderne Festplatten für zehntausende Start-/Stopp-Zyklen ausgelegt sind.

Ein sinnvoll konfigurierter Spindown mit moderater Verzögerung ist also kein Risiko, sondern eher ein Zeichen für ein durchdachtes Setup.

Fazit: Die Kunst der Ruhe

Ein leiser Server ist ein gutes Zeichen – er zeigt, dass dein System effizient arbeitet und Ressourcen geschont werden.
Der HDD Spindown ist dabei kein Hexenwerk, sondern eine kleine, aber feine Stellschraube mit großem Effekt: weniger Lärm, geringerer Energieverbrauch und längere Lebensdauer deiner Hardware.

Gerade im Home Lab, wo Energieeffizienz und Komfort Hand in Hand gehen, ist Ruhe tatsächlich Gold wert.

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Tipp: Wenn du herausfinden möchtest, welcher Container deine HDD wachhält, aktiviere den Spindown, warte eine halbe Stunde – und prüfe dann, welche Platte wieder aktiv ist. Oft ist das der schnellste Weg, den „Unruhestifter“ zu finden.